Beitrag von Osthessen Zeitung vom 14.04.2024

Osthessen (pf) – Die unterschiedlichsten Geschichten schrieb die Frauen-Landesliga Nord in dieser Saison – und so auch der letzte Spieltag der Handballerinnen am Samstagabend: Während der TV Hersfeld sich die Feier der sportlichen Meisterschaft nach dem 30:25 (14:14)-Sieg bei Wollrode nicht nehmen ließ, die letzte Hoffnung auf den Aufstieg aber begraben muss, bescherte die HSG Großenlüder/Hainzell ihrem Coach Holger Hölzinger zum Abschied ein starkes Comeback. Bei der TG Rotenburg hingegen wurden die Rechenschieber rausgeholt.

TSV Wollrode – TV Hersfeld 25:30 (14:14)

Am Ende kamen die Emotionen dann doch hoch: „Den Mädels ist bewusst geworden, was sie geleistet haben in dieser Saison“, sagte Trainerin Sabine Teichmann und blickte auf eine unglaubliche Serie ihres TVH zurück: 19 Siege in Folge feierten die Hersfelderinnen, den letzten nun nach einem Kraftakt und drei Wochen ohne Training über die Osterpause beim TSV Wollrode. Doch selbst diese bombastische Serie reichte am Ende nicht. Die Ausgangslage war klar: Durch den Sechs-Punkte-Abzug für Hersfeld war Baunatal einen Punkt vorne und hätte parallel gegen Zwehren/Kassel patzen müssen. Ein Auge hatte der TVH immer beim Konkurrenten, der tatsächlich fast die komplette Spielzeit hinten lag. „Baunatal hat lange zurückgelegen und letztlich wohl unverdient mit zwei Toren gewonnen“, verfolgte Teichmann das Fernduell. Baunatal lag zur Pause 9:14 hinten und siegte mit 21:19. „Da sind dann jetzt doch ein paar Tränen geflossen nach diesem Spielverlauf. Das hat die Mädels ein bisschen runtergezogen, wir müssen das erstmal verdauen“, sagte Hersfelds Trainerin.

Schon vorher stand fest, dass der TVH Schützenhilfe gebraucht hätte, in einer Saison, die es so wohl selten gibt. „Wir haben nochmal alles reingelegt, es ist den Mädels schwergefallen. Aber wir will man noch motivieren? Sie haben die Runde bravourös zu Ende gespielt, das muss uns auch erstmal einer nachmachen. Wir wären der verdiente Meister gewesen, das Drumherum ist einfach nur schade“, floss die Enttäuschung aus dem gesamten Team heraus, das sich nach Spielende „erstmal kalt duschen“ musste. Als Meister der Herzen darf sich der TV Hersfeld dennoch in diesem Jahr feiern lassen, auch wenn erstmal die Enttäuschung groß ist. „Wir werden jetzt noch zwei, drei Wochen locker trainieren, bevor es die Abschlussfeier gibt und es in die Pause geht“, kündigte Teichmann an. Auch für die neue Saison wird bereits geplant – und bald soll dann auch der Stolz über diese tolle Saison in der Festspielstadt überwiegen.

Hersfeld: Manteufel, L. Raguse (4), Spill (2), Teichmann (9/2), Berg (6), Thiessen, T. Raguse, Wrabletz, Höhmann, Hugo (1), Herrmann (1), Braun (5), Suppes, Dorst (2).

SV Reichensachsen – HSG Großenlüder/Hainzell 27:30 (16:12)

Beim letzten Spiel von Holger Hölzinger als HSG-Trainer holte seine Mannschaft nochmal alles raus und bog die Partie beim Topteam aus Reichensachsen um: Mitte der ersten Hälfte hatten sich die Gastgeberinnen nämlich absetzen können und führten zwischenzeitlich mit sechs Toren, ehe Großenlüder/Hainzell den Rückstand zur Pause zumindest auf vier Treffer verkürzte. In Durchgang zwei legte erst Reichensachsen wieder zwei Buden vor, danach übernahmen die Gäste aber mehr und mehr das Kommando. Ein 9:3-Lauf bescherte der HSG den Ausgleich zum 21:21 (43.), es folgte direkt die erste Führung im ganzen Spiel – die Hölzingers Team dann auch nicht mehr hergab. Schon in der Schlussphase zog Großenlüder/Hainzell davon, während Reichensachsen vorne Fehler machte, so kam der erfolgreiche Abschied des Coaches zustande. „Vollkommen schön“, betitelte Hölzinger das Saisonende und die zweite Halbzeit als „gigantisch“. Kurios: Eine Fehlentscheidung der Schiedsrichter und Zeitstrafen brachten endgültig den Umschwung, wie Hölzinger schilderte: „Wir waren in doppelter Unterzahl und haben zwei oder drei Tore gemacht. Das hatte das Team nochmal emotional wachgerüttelt, da müssen wir den Schiris eigentlich Danke sagen“, schmunzelte der scheidende Trainer. Nach der Partie ging es mit guter Laune im Bus nach Hause, die Stadt wartete, wo die HSG die Runde gemeinsam ausklingen lassen will. Mit Reichensachsen schlugen die Lüderer Mädels nochmal ein Topteam und zeigten, was in ihnen steckt. Am Ende steht ein fünfter Platz in der Abschlusstabelle für den Absteiger aus der Frauen-Oberliga. „Das passt auch so, mehr war nicht drin“, so Hölzinger, der selbst noch keine Pläne für seine Zukunft hat.

Großenlüder/H.: Hartung, Schultheis (6), Lehmann (8), Klitsch, Wertmüller, Reith (2), L. Hölzinger (2/2), Schmitt (1), Reinhardt, Gerig, Elsing (4), Bruhn (7), K. Hölzinger.

TG Rotenburg – SV G. Fritzlar II 19:21 (9:11)

Das eigene Spiel war fast Makulatur am letzten Spieltag, für Rotenburgs Frauen war Platz zehn in Stein gemeißelt, nachdem Konkurrent Waldau auf Rang elf der Landesliga parallel deutlich verloren hatte. „Wir haben ein sehr gutes letztes Spiel abgeliefert, es hätte genauso auch in unsere Richtung kippen können. So, wie sich beide in der Deckung bekämpft haben, wäre ein Unentschieden wahrscheinlich gerecht gewesen, aber uns fehlt einfach das notwendige Glück“, analysierte Rotenburgs Trainer Sebastian Jaschinski nach der knappen Niederlage gegen Fritzlars Zweite. Viel spannender wurde es dann hinterher: Denn das Rechnen begann. „Wir sind sehr darauf angewiesen, was in der Oberliga passiert“, schilderte Jaschinski. Dort steht Kirchhof II nach dem letzten Spieltag auf dem ersten Abstiegsplatz, der aber noch zum Klassenerhalt reichen könnte, wenn Oberliga-Meister Weiterstadt, der über die Relegation muss, den Aufstieg in Liga drei schafft. Die Relegationen ziehen sich allerdings bis in den Mai hinein. Und auch auf die Absteiger in der dritten Liga muss Rotenburg noch schauen – die Umstrukturierung der dritten Liga auf weniger Teams in den Staffeln sorgt überhaupt erst für so viele Absteiger in den unteren Ligen in dieser Saison. Kurzum: „Es sind relativ viele Faktoren, die wir einfach abwarten müssen, wir werden sehen“, nahm es Jaschinski erstmal gelassen, war aber top informiert über alle Szenarien: „Ich habe in den letzten Wochen die Spielordnungen nur so gewälzt“. Sollte Kirchhof II jedenfalls in die Landesliga runtergehen, erwischt es die TGR auch und zieht Rotenburg gleichzeitig mit runter in die Bezirksoberliga.

Rotenburg: Horn (1), Kliebisch, Gondermann, Grützmacher (5), Kunze, Lusky (7), Hollstein (1), Groth, Stiefel (3/1), Pippert (2), Dickhaut, Knoth, Waffenschmidt, Eimer.

#